Magische Lachkulturen. Scherz, Spott und Satire in Hexereidiskursen

Magische Lachkulturen. Scherz, Spott und Satire in Hexereidiskursen

Veranstalter
Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH); Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte
Veranstaltungsort
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Tagungshaus Weingarten
Gefördert durch
DFG-Projekt „Kriminaljustiz im Westen des Reiches (15. bis 17. Jahrhundert)“ im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe 2539 „Resilienz - Gesellschaftliche Umbruchphasen im Dialog zwischen Mediävistik und Soziologie“ (Universität Trier)
PLZ
88250
Ort
Weingarten
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
22.02.2024 - 24.02.2024
Deadline
07.02.2024
Von
Johannes Kuber, Fachbereich Geschichte, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Der Teufel, Magie, Hexerei sowie das Lachen waren eng miteinander verflochten. Der Umgang mit dem Dämonisch-Okkulten war keineswegs nur ernst und angsterfüllt. Als Objekte der Unterhaltung bzw. der Belehrung öffneten Teufel und Hexen den Weg für Spott und Satire. Die internationale Tagung des Arbeitskreises Interdisziplinäre Hexenforschung spürt den Funktionen des Lachens, auch den in magische Lachkulturen eingebetteten Resilienzstrategien und -ressourcen, von der Antike bis zur Gegenwart nach.

Magische Lachkulturen. Scherz, Spott und Satire in Hexereidiskursen

Mittelalterliche, frühneuzeitliche und „aufgeklärte“, populäre und elitäre Elemente umgreifende Lachkulturen vereinten erlaubte Heiterkeit mit diskreditierten Formen des kalkuliert-aggressiven, herabsetzenden, karnevalesken, grobianisch-schadenfrohen, parodierenden oder unsinnigen Lachens. Lachen konnte sowohl Furcht und Kontingenz bewältigen, der Entlastung (mithin als Resilienzstrategie und -ressource) dienen, Angst erzeugen oder als politische Waffe der Entehrung eingesetzt werden. Auch der Teufel und seine Dämonen, Magie und Hexerei verbanden sich auf vielen Bedeutungsebenen mit dem (Ver-)Lachen. Mären, Fastnachtsspiele, Dramen, Sagen, Schwänke oder Predigtexempel zeugen von einem keineswegs nur „ernsten“ Umgang mit dem Dämonisch-Okkulten. Als Objekte der Unterhaltung, als Medien der Belehrung und Didaxe öffneten Teufel und Hexen den Weg für Spott, Ironie, Satire und Parodie. Ungläubiges Gelächter konnte Dämonen und ihre menschlichen Helfershelfer als nicht-existent deklassieren. Bei Hexereibeschuldigungen, im Vorfeld und während einschlägiger Verfahren besaß das (Ver-)Lachen jeweils spezifische Funktionen.

Auf der internationalen Tagung des Arbeitskreises Interdisziplinäre Hexenforschung spüren Forscher:innen aus Argentinien, Deutschland, England, Österreich, der Schweiz, Spanien, Tschechien und Ungarn den Funktionen des Lachens in Hexerei- und Magiediskursen zwischen Spätantike und Gegenwart nach.

Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.

Tagungsorganisation
PD Dr. Rita Voltmer, Universität Trier

Tagungsleitung
PD Dr. Rita Voltmer, Universität Trier
Dr. des. Johannes Kuber, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Prof. Dr. Johannes Dillinger, Oxford Brookes University/Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Tagungskosten
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im EZ 260,00 €
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im DZ 233,00 €
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im EZ ab Donnerstag 216,00 €
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im DZ ab Donnerstag 198,00 €
- ohne Übernachtung und Frühstück 128,00 €

Anmeldung
unter: https://www.akademie-rs.de/vakt_25108

Die Anmeldung erbitten wir online spätestens bis zum 07.02.2024. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung. Bei Rücktritt von der Anmeldung vom 11.–19.02. (Eingangsdatum) stellen wir Ihnen die Hälfte der Tagungskosten in Rechnung, danach bzw. bei Fernbleiben die Gesamtkosten. Ersatz durch eine andere Person befreit von Stornogebühren.

Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung
Der Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) ist ein internationaler und interdisziplinärer Arbeitskreis zur wissenschaftlichen Erforschung von:
- der Geschichte der Hexenverfolgung
- der Geschichte des Hexenglaubens und der Hexenvorstellungen
- der Rolle und gesellschaftlichen Funktion von Zauberei/Hexerei in der Gegenwart
- benachbarter Themen wie sog. Aberglaube, Magie und Zauberei;
- Divination, Mantik und Wahrsagerei;
- religiöser Volksglaube, Volksmedizin und Schamanismus.

Programm

Mittwoch, 21. Februar 2024

Anreise und Vorübernachtung

Donnerstag, 22. Februar 2024

08:00 Uhr
Frühstück

09:15 Uhr
Begrüßung
Johannes Kuber, Stuttgart

09:30 Uhr
Magische Lachkulturen und Resilienz. Eine kurze Einführung zur Tagung
Rita Voltmer, Trier

I. Magische Lachkulturen – Literatur, Theater, Sagen

10:00 Uhr
Lachen über die Hexen. Heinrich Wittenwilers ,Ring‘ (um 1410) und die spätmittelalterliche Fasnacht
Frank Fürbeth, Frankfurt a. M.

11:00 Uhr
Kaffeepause

11:30 Uhr
Oben aus und nirgends an. Komik und Hexenflug in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
Christa Tuczay, Wien (A)

12:30 Uhr
Mittagessen

14:00 Uhr
Verlachte Hexen. Hexerei-Imaginationen im lutherischen Märtyrerdrama des ausgehenden 16. Jahrhunderts
Julia Gold, Bielefeld

15:00 Uhr
Kaffeepause

15:30 Uhr
„De spectro seu montano daemone, passim Riesenzal, (...) multi multa fabulantur“. Lachen und Verhöhnen in den ältesten frühneuzeitlichen Werken über den Berggeist „Rübezahl“
Aleš Verner, Rtyne v Podkrkonoší (CZ)

16:30 Uhr
Gegacker, Gefeixe, Gelächter. Numinoses Lachen in dämonologischen Sagen
Janin Pisarek, Camburg

17:30 Uhr
AKIH-Internes

18:30 Uhr
Abendessen

20:00 Uhr
Hexerei als Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Zum ,Somnium‘ (1634) des Johannes Kepler
Wolfgang Schild, Bielefeld

Freitag, 23. Februar 2024

08:00 Uhr
Frühstück

II. Lachen in Dämonologie und Prozesspraxis

09:00 Uhr
From the magical laughter of divine creation to the deri-sive titter against daemons. 3rd century BC to the early Christian era
Endre Ádám Hamvas, Budapest (H)

10:00 Uhr
Kaffeepause

10:30 Uhr
„Of transformations, ridiculous examples brought by the adversaries for the confirmation of their foolish doctrine“. Spott in Reginald Scots Dämonologie-Kritik (1584)
Georg Modestin, Zürich/Fribourg (CH)

11:30 Uhr
Vom Scherz zum bitteren Ernst. Zur Bedeutung von Spott, Gelächter, Wortspielen und Satire im Kontext dörflicher Hexereidiskurse
Walter Rummel, Kerben/Trier

12:30 Uhr
Mittagessen

14:00 Uhr
Mockery and laughter in Hungarian witch trials
Gergely Brandl, Szeged (H)

III. Verlachen / Anti-Dämonologie / Resilienz (Teil 1)

15:00 Uhr
Ein Teufel namens Wischauf. Frühneuzeitliche Teufelsdarstellungen als Betrug, Unterhaltung und Theater
Alison Rowlands, Colchester (GB)

16:00 Uhr
Kaffeepause

16:30 Uhr
Ridiculing the Devil in paintings and anecdotes. The public discourse on witchcraft in early modern Netherlands
Yseult (MAY) de Blécourt, London (GB)

17:30 Uhr
Lächerliche Hexen und Teufel. Zur Resilienz der Ironie in Darstellungen von Magie und Dämonenglauben in der frühneuzeitlichen spanischen Welt
Iris Gareis, Frankfurt a. M.

18:30 Uhr
Abendessen

20:00 Uhr
Hexensabbat als anti-jesuitische Satire. Die aufklärerische Performance (1727–1729) des Reichsgrafen Franz Anton von Sporck
Rita Voltmer, Trier

Samstag, 24. Februar 2024

08:00 Uhr
Frühstück

III. Verlachen / Anti-Dämonologie / Resilienz (Teil 2)

09:00 Uhr
Burlesque and satire in Scottish witchcraft literature (1450–1725)
Julian Goodare, Edinburgh (GB)

10:00 Uhr
Kaffeepause

10:30 Uhr
„The Devil against his own interest“. Dismantling demonology in Paul d’Holbach's „Histoire critique de Jésus Christ“ (1770)
Ismael del Olmo, Buenos Aires (ARG)

11:30 Uhr
„Bedknob and Broomstick“ (1957). A parody and celebration of witchcraft
Maria Tausiet, Madrid (ES)

12:30 Uhr
Schlussworte

13:00 Uhr
Mittagessen und Ende der Tagung

Kontakt

Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Fachbereich Geschichte
Assistenz: Simone Storck
Im Schellenkönig 61, 70184 Stuttgart
Tel: +49 711 1640 752
E-Mail: storck@akademie-rs.de

https://www.akademie-rs.de/vakt_25108